Spielsituation

Aktionsfeld Spielsituation

Die Spielsituation ist das Aktionsfeld, auf dem der Mensch am ehesten ohne allzu große Schwierigkeiten seinen in früher Kindheit bereits antrainierten Lebensstil praktizieren kann. Hier kann er Erfolge erzielen und meinen, seiner Existenz dadurch ständig neu Bedeutung zu verleihen. In aversiven Spielsituationen ist ein hohes Maß an Gewaltanwendung und Überlegenheitstendenz geradezu gefordert, nach dem Motto: “Konkurrenz belebt das Geschäft”. Persönliche und enge Kontakte sind in der Spielsituation nur selten gefordert, so dass die Entscheidung zur Gemeinschaft schon allein durch die Spielsituation als ausreichend demonstriert gilt. Probleme auf diesem Aktionsfeld gibt es jedoch auf folgenden Gebieten: bei Spielverderberei, bei der Teamarbeit (Team-Spiel) und im Oben-Unten-System (z.B. wenn Ältere mit Jüngeren spielen).

Bei der Spielverderberei wird die Sinnlosigkeitserfahrung massiv gegenwärtig sein, wenn der das Spiel verderben wollende Mensch sich vor allem durch seine Überlegenheit Sinn verspricht. Für das Kind ist sein Spiel sogar “Beruf” wie für Schülerinnen und Schüler die Schule, für die Auszubildenden ihre Lehre, für Studierende das Studium.

Wer nur nach dem Ergebnis schielt, verkrampft sich schnell, wird aufgeregt und irrt leichter wegen der Verwechslung von Effekt und Intention. Die Spielsituation im eigentlichen Sinne verstehen wir als das Aktionsfeld, auf dem wir aus uns heraus leben können (bildlich: uns selbst Frucht sein können) und wo wir frei vom Zwang zur Sinngebung uns den Details widmen können, da wir ohne Misstrauen uns selbst Gerechtigkeit widerfahren lassen. Wir nennen das das “Engagement der Sache (dem Spiele) nach”, das sachlich auf seine Richtigkeit immer wieder überprüft werden kann, ohne dass Menschen in ihrem Wert zur Disposition stehen. So sind neben der eigentlichen Spielsituation auch andere Interessen wichtig - sozusagen als Nebeneffekt-, um der persönlichen Vielfalt gerecht werden zu können.

In der Teamarbeit spielen die Intentionen der Lebensstile der Beteiligten eine wesentliche Rolle, nicht nur wegen evtl. erlernter Geschwisterrivalitäten, sondern vor allem wegen der unbewussten Erwartungs- und Anspruchshaltungen. Es ist leicht einsehbar, dass beim Zusammentreffen von zwei “Königen” oder zwei “Auserwählten” (siehe auch in “Umgang”, 4. Aufl. und in Noosomatik Bd .I, 2. Aufl., S. 254 ff: Die Lebensstilbild-Theorie) massive Spannungen auftreten, die das Team gefährden, zumindest aber die mögliche Leistungskraft einschneidend vermindern.

Überall dort, wo ein Oben-Unten-System Chefs und Untergebene vorsieht, kann es ebenfalls zu leistungsvermindernden Spannungen kommen. Konkurrenzverhalten, Misstrauen gegenüber den Mitspielenden, Machtkämpfe, Unterwürfigkeitsgesten u.ä. werden auch hier von den Lebensstilen bestimmt. Eine Spielsituation sollte nicht Lebensinhalt sein, aber auch nicht nur Unterhaltung, schon gar nicht bloß Mittel zum Zwecke zukünftiger Genüsse. In allen diesen Einstellungen wird die Spielsituation verobjektiviert - der Mensch macht sich selbst zum Objekt. Die Spielsituation kann nur wirklich in ihrer Schönheit und in ihrer Bedeutung erkannt werden, wenn sie für uns das auch bleibt, was sie ist: ein Aktionsfeld zur Gestaltung unseres “lebens”.

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